Vom Bedürfnis zur Projektidee – und nicht umgekehrt
Seit fünf Jahren arbeiten Women’s Hope International und die Tschader Organisation «Bureau d’Appui Santé et Environnement» (BASE) zusammen. Wir haben beim Direktor Dahab Manoufi nachgefragt, wie er die Partnerschaft erlebt.
"Die gesundheitlichen Bedürfnisse der Bevölkerung haben keine zeitliche Beschränkung. Viele internationale Organisationen kommen allerdings mit einem fixen Zeitbudget und relativ strikten Ideen für mögliche Tätigkeiten ins Land. Sie haben einen engen Handlungsspielraum, auch wegen der Vorgaben der staatlichen und institutionellen Geldgeber. Doch wenn man mit lokalen Gemeinschaften arbeitet, muss man flexibel auf die jeweiligen Kontexte eingehen können und das Vertrauen der Bevölkerung gewinnen. Das braucht Zeit. Deshalb schätze ich die Arbeit mit Women’s Hope International sehr. Sie ist in dieser Art einzigartig im Tschad.
Im Gegensatz zu anderen Projekten gehen wir von BASE mit Women’s Hope immer vom Bedürfnis der Bevölkerung aus und entwickeln gemeinsam Lösungen. Erst damit überzeugen wir Geldgebende. Im Tschad ist das Gesundheitswesen dezentral organisiert, weshalb die Bevölkerung eine wichtige Rolle dabei spielt, das eigene lokale Gesundheitssystem auszugestalten und aufrechtzuerhalten. Deshalb haben wir beispielsweise zusammen mit den Gemeinschaften mehrere Geburtshäuser gebaut. Die Männer haben Sand und Kies zusammengesucht; die Frauen haben die Arbeitskräfte bekocht. Wir bauten also nicht für die lokale Bevölkerung, sondern mit ihr. Die Gemeinschaften sind stolz auf das, was sie errichtet haben!
"Die Arbeit von Women's Hope International ist in dieser Art einzigartig im Tschad." Dahab Manoufi, Direktor der Partnerorganisation BASE
Besonders wichtig: Die Frauen vertrauen dem medizinischen Angebot dank der guten gesellschaftlichen Verankerung unserer Arbeit viel mehr als früher. Sie suchen deshalb während der Schwangerschaft oder Geburt vermehrt ein Gesundheitszentrum auf. Das hilft, Komplikationen möglichst früh zu erkennen.
In guten Händen: Hebamme im Geburtshaus Rimélé im Tschad.
Ebenfalls wertvoll für uns ist, dass Women’s Hope bereit ist, über Jahre hinweg eine verlässliche Partnerschaft mit uns einzugehen. Denn das Vertrauen und die Akzeptanz der Bevölkerung gewinnt man nicht in zwei Jahren. Women’s Hope ist für uns nicht einfach eine Geldgeberin. Vielmehr haben wir uns zusammengeschlossen und unser Wissen vereint, um zu schauen, wie wir die Bevölkerung in ihren Bedürfnissen am besten unterstützen können.
Kürzlich haben wir von einem externen Experten unsere Projektarbeit evaluieren lassen. Was mich besonders beeindruckt hat: Der Experte sagte, die gesamte Bevölkerung des Sanitätsdistrikts Abougoudam, in welchem wir aktiv sind, würde das Projekt im Detail kennen. Die Mitarbeitenden vor Ort würden zudem einen sehr guten, engagierten Job machen. Und das nicht, weil eine internationale Organisation ihnen das vorschreibe, sondern aus Überzeugung. Das zeigt, dass wir mit unserer Arbeit in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind und diese von innen heraus verändern können. Wenn die Menschen sich für das medizinische Angebot zu interessieren beginnen und sich organisieren, haben wir nicht nur im Gesundheitssystem viel gewonnen, sondern auch in anderen Bereichen, etwa auf der Bildungsebene."
Titelbild: Geburtshaus in Rimélé; Foto: Salomon Djekorgee Dainyoo/WHI/Fairpicture
Bild im Artikel: Zara Daoud, Hebamme des Gesundheitszentrums von Rimelé (rechts) und Patientin Fatimé Malik bei der Schwangerschaftsuntersuchung (links); Foto: Salomon Djekorgee Dainyoo/WHI/Fairpicture
Lokaler Partner: BASE
Das Bureau d'Appui Santé et Environnement (BASE) ist eine NGO aus dem Tschad, die sich für bessere Lebensbedingungen einsetzt.
Unsere Projektarbeit im Tschad:
Tschad: Die Gemeinschaften bestimmen den Kurs
Unser Ziel: Frauen im Gesundheitsbezirk Abougoudam steht eine reproduktive Gesundheitsversorgung zur Verfügung und sie sind ermächtigt, diese einzufordern.