Die Trends der letzten Jahre in der internationalen Zusammenarbeit sind klar: Nicht mehr das «Helfen» steht im Vordergrund, sondern die Förderung von lokal verankerten Strukturen. Auf deren Basis sollen Menschen gestärkt handeln können – mit dem Ziel einer langfristigen positiven Veränderung. Doch wie funktioniert das?

Die Menschen vor Ort wissen am besten, wo der Schuh drückt. Und sie haben meist auch die besten Ideen, wie sich Herausforderungen meistern lassen. Deshalb arbeiten immer mehr internationale Organisationen mit der lokalen Bevölkerung, den Gemeinschaften und den bestehenden Institutionen eines Landes zusammen. Zudem haben sie erkannt, dass Probleme nie isoliert betrachtet werden können. Vielmehr stehen sie in Wechselwirkung zueinander und müssen möglichst umfassend und an der Wurzel angegangen werden.

Besonders wichtig bei unserer Arbeit ist uns
- die Stärkung von lokalen Strukturen
- die langfristige Zusammenarbeit
- eine Partnerschaft auf Augenhöhe mit den Lokalpartnern
- eine kritische Reflexion

Ziel der internationalen Zusammenarbeit sollte es daher sein, Dynamiken und Strukturen zu verstehen und umfassend zu intervenieren. Wir von Women’s Hope International verstehen uns als Partnerinnen von lokalen Initiativen und Bestrebungen. Diese Partnerschaft möglichst gleichberechtigt zu gestalten, ist und bleibt eine tägliche Herausforderung, denn es bestehen strukturelle Ungleichheiten. Bestimmen beispielsweise Geld, Wissen oder die lokale Verankerung, in welche Richtung ein Projekt sich entwickelt? Solche Fragen sind nicht einfach zu beantworten und bedingen eine fortlaufende Reflexionsbereitschaft.

Das Problem an der Wurzel anpacken ­­­­­–­­ wie geht das?
Am Beispiel von unserem Engagement gegen Geburtsfisteln wird deutlich: Komplexe Probleme verlangen komplexe Antworten. Die Unterstützung von Fistelpatientinnen geht deshalb weit über die medizinische Versorgung hinaus:

Betroffene erhalten eine umfassende Begleitung vor und nach der Behandlung. Gemeinsam mit unseren Lokalpartnern unterstützen wir diese Frauen dabei, finanziell unabhängig zu werden. Ein Teil von ihnen nimmt aktiv am Projekt teil und sensibilisiert ihre Gemeinschaft über Geburtsfisteln.

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Eine ehemalige Fistelpatientin klärt Frauen in Bangladesch über mögliche Ursachen von Fisteln auf.

In diesen Bereichen engagieren wir uns heute

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Willst du einen tieferen Einblick in das Projekt erhalten? Mehr Informationen hierzu findest du hier:

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Für uns ist klar: Unsere Arbeit ist nur erfolgreich, wenn wir die Thematik in ihrem jeweiligen Kontext verstehen und die Bedürfnisse der lokalen Gemeinschaften kennen und aufnehmen. Eine Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen, die auf Langfristigkeit und Vertrauensaufbau ausgerichtet ist, ist und bleibt daher entscheidend und soll gepflegt werden – mit allen herausfordernden Fragen, die sich uns dabei stellen.

Titelbild: Unsere Lokalpartner im Gespräch mit einer jungen Frau aus Tschad.
Fotograf: Salomon Djekorgee Dainyoo/WHI/Fairpicture.

Bild Bangladesch: Farhana Akther/WHI/Fairpicture.

Begriffserklärungen

In der kritischen Reflexion der internationalen Zusammenarbeit tauchen häufig zwei Begriffe auf. Sie werden im Folgenden erläutert.

Lokalisierung

Unter diesem Begriff wird das Bestreben verstanden, die Verantwortung, die Ressourcen und Entscheidungsbefugnisse für Entwicklungsinitiativen und humanitäre Hilfe verstärkt auf lokale Gemeinschaften und Organisationen zu übertragen. Ziel ist ein lokaler Wissenszuwachs und eine stärkere Selbstbestimmung der Gemeinschaften.

Kritische Stimmen – insbesondere aus dem sogenannten Globalen Süden – weisen allerdings auf die Missbrauchsgefahr des Begriffs hin. Diese besteht etwa, wenn internationale Organisationen unter dem Deckmantel einer lokalen Verwaltung ihre eigenen Ziele verfolgen.

Zudem bemängeln sie, dass internationale Akteurinnen und Akteure mit einem defizitorientierten Blick auf den Globalen Süden schauen und davon ausgehen, dass die Institutionen vor Ort zuerst von aussen her entwickelt werden müssen.

Dekolonialisierung

Das Konzept der Dekolonialisierung nimmt die linksgenannte Kritik auf. Es bezeichnet einen Prozess, der zumZiel hat, koloniale Strukturen ernsthaft zu überwinden und Denkweisen und Praktiken in den Beziehungen zwischen Ländern und zwischen Partnerorganisationen zu hinterfragen.

Dieser Ansatz erfordert ein Umdenken in Bezug auf Machtstrukturen, einen offenen Dialog über strukturellen Rassismus und koloniale Erblasten sowie die Bereitschaft, allfällige eigene Privilegien und Vorurteilekritisch zu reflektieren. Organisationsinterne Strukturen müssen allenfalls überarbeitet, Formen der Zusammenarbeit verändert und Rollenverständnisse neu definiert werden.

Ziel sollte nicht nur eine Partnerschaft auf Augenhöhe mit allen Beteiligten sein, sondern vielmehr die Entwicklung einer gemeinsamen Praxis, die zum Ziel hat, insgesamt weniger Macht auszuüben respektive die Macht an den Globalen Süden zurückzugeben.

Die Macht der Bilder

Wer über andere berichtet, trägt Verantwortung. In diesem Bericht erfährst du, warum es wichtig ist, mit lokalen Fotograf:innen zu arbeiten. 

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Umfassendes Engagement gegen Teenagerschwangerschaften

Am fiktiven Beispiel einer jungen Teenagermutter aus Mali zeigen wir auf, wie wir
gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen in der Allianz «Gender Equality & Health» nachhaltige Veränderungen anstreben.