Weshalb wir über Menstruation reden müssen
Fast die Hälfte der Weltbevölkerung menstruiert, hat menstruiert oder wird menstruieren. Und doch ist das Thema weltweit noch immer mit vielen Tabus versehen. Als wichtiger Bestandteil der sexuellen und reproduktiven Gesundheit tangiert das Thema Menstruation die Arbeit und die Anliegen von Women’s Hope direkt. In den aktuellen WHI-News wollen wir mit der Stigmatisierung brechen und über das Thema und unseren Umgang damit in der täglichen Projektarbeit berichten.
Periodenarmut stellt Menstruierende vor zahlreiche Herausforderungen
Millionen von Mädchen und Frauen stehen jeden Monat vor der grossen Herausforderung, ihre Periode würdevoll bewältigen zu können. Dies, weil sie nur eingeschränkt Zugang zu Wasser- und Sanitäranlagen haben, sie sich adäquate Menstruationsprodukte nicht leisten können und es keine geeigneten Entsorgungsstrukturen oder Schmerzbehandlungen gibt. Diese sogenannte Periodenarmut betrifft weltweit schätzungsweise 500 Millionen Mädchen und Frauen – mit weitreichenden körperlichen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf das Leben der Menstruierenden:
Erhöhte Gesundheitsrisiken aufgrund des Gebrauchs von unhygienischen Produkten: Alternativen wie Zeitungen, Stoffreste oder gar Blätter erhöhen die Gefahr von Infektionen der Fortpflanzungsorgane und der Harnwege – besonders in Gebieten, in denen es kein sauberes Wasser gibt.
Negativer Einfluss auf die mentale Gesundheit: Viele Mädchen fehlen während ihrer Periode nicht nur aus Mangel an adäquaten Periodenartikeln oder aufgrund von Schmerzen, sondern auch aus Angst, von MitschülerInnen und Lehrpersonen gehänselt zu werden.
Schul- und Arbeitsabsenzen: Der Mangel an sauberen Toiletten in der Schule führt zu zahlreichen Schulabsenzen. In Bangladesch geht 1 von 4 Mädchen während ihrer Periode in Bangladesch nicht zur Schule, ein Drittel davon bleibt jeweils mehr als 3 Tage abwesend. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Mädchen die Schule frühzeitig und ohne Abschluss verlassen.
Weltweit menstruieren schätzungsweise 1,9 Milliarden Menschen – und doch ist es kein Thema im öffentlichen Gesundheitsdiskurs.
Kulturelle Stigmata und Tabus verschärfen Periodenarmut
Zahlreiche Stigmata und Tabus bestimmen noch immer den öffentlichen Diskurs rund um die Menstruation. Die Tatsache, dass Menstruation meist nicht klar benannt, sondern umschrieben wird, ist ein klarer Hinweis darauf. Sie wird dabei meist mit Ekel und Scham in Verbindung gebracht. Menstruierende Mädchen und Frauen gelten vielerorts als beschmutzt und unrein.
Viele Mädchen wissen nicht, was in ihrem Körper vorgeht, wenn sie zum ersten Mal ihre Periode bekommen. Zudem sind sie sich nicht im Klaren, was die Menstruation für ihre weitere Zukunft und ihre reproduktive Gesundheit und und ihre Rechte bedeutet.
Im Norden Bangladeschs dürfen sich menstruierende Frauen nicht in der Küche aufhalten oder an religiösen Praktiken teilnehmen – aus Angst vor Verunreinigung.
Aufklärung ist wichtig, um Stigmata entgegenzuwirken und das Selbstvertrauen von Menstruierenden zu stärken. So können sie einfacher informierte Entscheide in Bezug auf ihren Körper treffen. Nur so werden sie nicht mehr durch ihre Periode benachteiligt und können voll am sozialen Leben teilhaben.
Das macht WHI
Menstruationsgesundheit ist kein eigenes Schwerpunktthema in der Projektarbeit von Women’s Hope, jedoch wichtiger Bestandteil unseres ganzheitlichen Ansatzes rund um sexuelle und reproduktive Gesundheit. Die Ausgabe von Menstruationsprodukten ist dabei stets mit Sensibilisierungsarbeit verbunden – etwa im Projekt zur Eliminierung von Kinderehen in Bangladesch und im Projekt zur Stärkung der Mutter-Kind-Gesundheit im Tschad:
Bangladesch: In den «Safe Spaces» im Projekt gegen Kinderehen können Mädchen Binden zum halben Preis kaufen. Ausserdem werden die Mädchen im Rahmen von Workshops sowie mittels Büchern und Broschüren über Menstruation, Verhütung und die Folgen der Kinderheirat informiert und sie können sich zu den Themen austauschen.
Tschad: Jede Familie erhält nach einer Geburt in einem der unterstützten Gesundheitszentren ein Geburtskit. Darin befinden sich unter anderem wiederverwendbare Binden für die Mütter – ein notwendiges Hygieneprodukt nach der Geburt und darüber hinaus, das die Frauen in der abgelegenen Ouaddaï-Region im Osten des Landes nicht kaufen können.
Die wiederverwendbaren Binden in den Geburtskits im Tschad werden von einem lokalen Frauenkollektiv hergestellt.
Mit Ihrer Spende investieren Sie in die Gesundheit und Rechte von Mädchen und Frauen in Afrika und Asien. Sie helfen unsere Projekte in Afghanistan, Äthiopien, Bangladesch und im Tschad zu realisieren.
Mit dem unten stehenden Formular spenden Sie einfach und schnell mit Kreditkarte, Postfinance oder über Twint.
Titelbild: Frauen im Wartehaus für Risikoschwangere Attat ; Foto: Hanspeter Baertschi
Unsere Projektarbeit zum
Thema Menstruation
Bangladesch: Ending Child Marriage - Kinderehen bekämpfen
Mädchen sollen selbst entscheiden können, wann und wen sie heiraten. Bereits verheiratete Mädchen sollen ein gesundes, selbstbestimmtes Leben führen und bei der Familienplanung mitbestimmen können. Gemeinschaften sind zur Problematik von Kinderehen sensibilisiert und mobilisiert.
Tschad: Gestärkte Mutter-Kind-Gesundheitsfürsorge durch Einbezug von Dorfgemeinschaften
Frauen im Gesundheitsbezirk Abougoudam steht reproduktive Gesundheitsversorgung zur Verfügung und sie sind ermächtigt, diese einzufordern.