Betseit Sisay, seit November 2021 Women's Hope-Landesdirektorin in Äthiopien, ist über-zeugt, dass Organisationen wie Women’s Hope wichtige Rollen übernehmen können. Im Interview berichtet sie, wo sie die Chancen und Herausforderungen für die Arbeit von Women’s Hope sieht.

Zurück zu ihren Wurzeln

Für sie ist ihre Arbeit bei Women's Hope eine Rückkehr zu ihren Wurzeln: «WHI ist die kleinste Organisation, für die ich bislang gearbeitet habe. Aber die Grösse hat ja nichts mit der Wirkung zu tun. So bin ich jetzt wieder näher an den Menschen, die von unseren Projekten profitieren sollen.» Sie ist selber Mutter von zwei Töchtern, Frauenanliegen - ihre Gesundheit, ihre Rechte – sind ihr deshalb wichtig und liegen ihr sehr am Herzen.

«Äthiopien steckt in einer schwierigen Lage: Da ist der Krieg in der Tigray-Region im Norden, die Corona-Pandemie und die Dürre im Süden. Aber das Land muss sich mit diesen Problemen auseinandersetzen. Dabei können wir auch zeigen, dass wir als Organisation ein Teil der Lösung sein können.»

Projektarbeit auf Augenhöhe

Zurzeit etabliert unsere Landesdirektorin noch den Sitz in Äthiopien und verschafft sich dabei einen Überblick über das Netzwerk und alle Stakeholder: «Die Programmbesuche waren für mich bislang die Highlights. Der Besuch des Hamlin Fistula Spitals und des Rehabilitationszentrums in Desta Mender war ein schöner Augenblick. Es hat mir konkret vor Augen geführt, weshalb wir uns jeden Tag engagieren. Es ist eindrücklich zu sehen, wie man eigentlich mit wenigen Mitteln viel Einfluss haben kann.» Beim Besuch des Projektes in der Somali-Region in Jijiga war sie zudem davon beeindruckt, wie sehr sich die involvierten Männer dem Wandel verschrieben haben. Doch sie merkt auch an: «Aber ein Freiflug wird es nicht.»

Herausforderungen in der Zukunft

Äthiopien steckt in einer schwierigen Lage: Da ist der Krieg in der Tigray-Region im Norden, die Corona-Pandemie und die Dürre im Süden. Viele Menschen sind vertrieben, Gewalt gegen Frauen ist allgegenwärtig, viele Mädchen mussten ihre Ausbildung abbrechen.
«Es ist manchmal fast zu viel, dies alles zu hören. Aber das Land muss sich mit diesen Problemen auseinandersetzen. Sie lassen sich nicht leugnen und wir als Zivilgesellschaft müssen dies einfordern. Dabei können wir auch zeigen, dass wir als Organisation ein Teil der Lösung sein können.» Women's Hope bringt dabei Wissen und Erfahrung mit; über unser Know-How mit dem Organisieren auf der Grass-root-Ebene und den Umgang mit fragilen Kontexten kennen wir aus dem Kontext anderer Partnerländer.

«Als kleine Organisation sind wir flexibler und weniger von bürokratischen Prozessen belastet. Und weil wir nahe an den verschiedenen Gemeinschaften dran sind, können wir auch kreativere und innovativere Handlungsvorschläge machen.»

Chancen ergreifen

Gerade die kleine Grösse von Women's Hope sieht Betseit als grosse Chance:
«Klein zu sein, ist nicht mit einem kleinen Impact gleichzusetzen. Als kleine Organisation sind wir flexibler und weniger von bürokratischen Prozessen belastet. Das heisst, dass wir uns den Herausforderungen stellen können, so wie sie sich gerade präsentieren. Die Ziele bleiben gleich, aber wir sind fähig, den Weg der Implementierung anzupassen. Deswegen können kleine Organisationen auch den Wandel vorantreiben. Und weil wir nahe an den verschiedenen Gemeinschaften dran sind, können wir auch kreativere und innovativere Handlungsvorschläge machen.» Women's Hope müsse sich einfach auf seine Stärken konzentrieren - die Spezialisierung auf den Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte von Frauen.



Titelbild: Bewohnerinnen von Desta Mender nähen im Rahmen ihrer Nähausbildung; Foto: Ania Gruca

Landesdirektorin Äthiopien, Betseit Sisay

Als selbsternannte “City Girl” wuchs Betseit in Addis Abeba auf und arbeitet seit Jahrzehnten im Bereich der Internationalen Entwicklungszusammenarbeit. So hat sie u. a. bei der Weltbank und dem britischen Entwicklungsdienst gearbeitet.

WHI News April 2022

whi-news_4-22_def-high.pdf

Projekte in Äthiopien

Gesundheit für Mutter und Kind durch Stärkung von Bürgerinitiativen

Gesundheit für Mutter und Kind durch Stärkung von Bürgerinitiativen

Gemeinschaften in der Somali Region werden mobilisiert, um die Mutter-Kind-Gesundheitsversorgung durch eigene Initiativen zu verbessern. Durch den Einbezug von Schlüsselpersonen wird das Vertrauen in die institutionellen Gesundheitsdienste erhöht. Hier gibt's mehr Infos dazu.

Wartehaus für Risikoschwangere Attat

Wartehaus für Risikoschwangere Attat

Frauen mit einer Risikoschwangerschaft reisen ca. 3 Wochen vor dem Geburtstermin ans Wartehaus auf dem Spitalgelände des Attat Hospitals. Vor Ort haben sie jederzeit Zugang zu fachkundiger Geburtshilfe; wenn nötig auch zu einem chirurgischen Eingriff mittels Kaiser-schnitt. Hier gibt's mehr Infos dazu.

Rehabilitationszentrum Desta Mender

Fistelüberlebende bauen sich
ihre Zukunft auf

Unser Projekt unterstützt die Wiedereingliederung von Fistel-Überlebenden in die Gesellschaft durch die Förderung ihrer körperlichen und psychischen Genesung und Autonomie. Hier gibt's mehr Infos dazu.

Hebammenausbildung St. Luke Hospital

Hebammenausbildung am St. Luke Spital

Die Studierenden durchlaufen einen 3-Jahreskurs und schliessen mit einem Diplom ab. Die Schule und das Studentenwohnheim befindet sich auf dem Gelände des St. Luke Spitals in Wolisso, wo jährlich 3'300 Babies zur Welt kommen.
Hier gibt's mehr Infos dazu.