Eine traditionelle Geburtshelferin aus der Somali Region erklärt, wieso sie früher illegal Frauen beim Gebären unterstützt hat und wieso viele Frauen die traditionelle Geburtshilfe einem Gesundheitszentrum vorziehen.

Die traditionellen Geburtshelferinnen, kurz TBAs, haben insbesondere in den ländlichen Gebieten Afrikas eine lange Tradition und sind sehr angesehen in den Gemeinschaften. Auch in der Somali Region werden die meisten Kinder von ihnen entbunden. Viele Frauen ziehen die traditionelle Geburtshilfe einer fachlich begleiteten Geburt vor. Deshalb wird den TBAs von der Regierung und dem Gesundheitspersonal oft vorgeworfen, Teil des Problems zu sein, wieso die Müttersterblichkeit so hoch ist. Doch die Gründe, wieso Frauen keine Gesundheitseinrichtungen aufsuchen, sind vielschichtig.

bar012545.jpg

Safia Sheik Yusuf ist eine traditionelle Geburtshelferin. Seit 15 Jahren begleitet sie Frauen der Gemeinschaft während der Geburt. Sie hat, wie die meisten anderen TBAs, keine Ausbildung im medizinischen Bereich und betreut die Frauen auf der Basis ihrer eigenen Erfahrungen. Frühere Regierungen hatten der traditionellen Geburtshilfe den Kampf angesagt und sie verboten. Doch das hinderte Safia Sheik Yusuf und andere Geburtshelferinnen nicht daran, ihre Tätigkeiten fortzuführen. Safia verteidigt die traditionellen Geburtshelferinnen: Die einzige Möglichkeit für viele Frauen war eine Heimgeburt, betreut von einer TBA.

"Früher gab es keine Krankenhäuser und Gesundheitszentren in der Nähe. Es gab auch keine Transportmöglichkeiten für schwangere Frauen.“ Safia Sheik Yusuf

Das Vertrauen in das Gesundheitssystem ist noch sehr tief

Dass Frauen heute noch teilweise die traditionellen Geburtshelferinnen der Betreuung in einem Gesundheitszentrum vorziehen, hat mehrere Ursachen. Die Gesundheitszentren sind oft mangelhaft ausgestattet und das Personal ist ungenügend ausgebildet. Darum sind die angebotenen Dienstleistungen meist nicht qualitativ hochwertig. Es ist auch möglich, dass gebärende Frauen Opfer von verbaler oder sogar physischer Gewalt werden. Deshalb ist es wichtig, dass das Gesundheitspersonal kontinuierlich weitergebildet wird und in den Gesundheitszentren Hebammen angestellt sind, die sich um die spezifischen Bedürfnisse von schwangeren und gebärenden Frauen kümmern können.

Auch kulturelle Ansichten spielen eine grosse Rolle: "Die Frauen fühlten sich nicht wohl, in ein Gesundheitscenter zu gehen, wenn sie wussten, dass dort Männer arbeiten," erklärt Safia. "Eine Frau, die in ein Gesundheitscenter ging, wurde von allen geächtet." Heute ist das anders, meint Safia. Die Gemeinschaften hätten ihre Einstellung geändert und auf Frauen, die in ein Gesundheitscenter gehen, wird nicht mehr so viel Druck ausgeübt.

Wir ächten die Frauen nicht mehr, die das Gesundheitspersonal bevorzugen." Safia Sheik Yusuf

Heute versuchen die verschiedenen Akteur*innen, stärker zusammen zu arbeiten. Auch die TBAs nehmen heute teilweise an Weiterbildungskursen teil und bringen ihre Erfahrungen über die Geburten in den Gemeinschaften ein.

Das tut Women's Hope International

Die Anliegen der Gemeinschaften und das physische und psychische Wohlbefinden der Frauen sind uns wichtig. Deshalb

... binden wir die Gemeinschaften aktiv in die Entscheidungsprozesse ein
... unterstützen wir Aus- und Weiterbildungskurse für Hebammen und Gesundheitspersonal, um eine optimale Gesundheitsversorgung schwangerer Frauen und Neugeborenen zu gewährleisten
... unterstützen wir die Gesundheitszentren im Ausbau der Ausstattung



Sie sind überzeugt von unserem partizipativen Ansatz? Dann unterstützen Sie heute noch unsere Arbeit für sichere Geburten!

Spenden

Traditionelle Geburtshilfe heute: Kooperation statt Verbot

In vielen Gebieten Äthiopiens werden die traditionellen Geburtshelferinnen schrittweise ersetzt durch Gesund-heitsangestellte. Die traditionellen Geburtshelferinnen sind jedoch nach wie vor wichtige Schlüsselpersonen im Kampf gegen die hohe Müttersterblichkeit, weil sie das Vertrauen der Gemeinschaften geniessen. Anstelle von Verboten wird deshalb heute auf die Zusammenarbeit mit diesen Frauen gesetzt.