Raha - eine Aktivistin aus Äthiopien

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Raha wurde 1969 in Mogadishu, Somalia, geboren und zog später mit ihrem Mann nach Äthiopien als die Situation in Somalia immer schwieriger wurde. Raha war die fünfte Tochter in Folge. Nach ihr gebar ihre Mutter noch weitere 5 Kinder - nun waren alle Fünf männlich. Weil Raha die Fünferserie von Töchtern beendete, ist ihr zweiter Vorname Kamala, was soviel wie „Vollendung“ bedeutet.  

Beschneidung und Zwangsheirat

Mit der beginnenden Pubertät musste sie das Trauma der Geschlechtsverstümmelung über sich ergehen lassen. Bereits mit 14 wurde Raha mit einem etwa 7 Jahre älteren Mann verheiratet. Sie kann sich noch gut an diese Szene erinnern. Sie spielte draussen vor dem Haus mit anderen Mädchen. Als sie merkte, dass ein Fest vorbereitet wurde, fragte sie, um was es denn bei diesem Fest ginge. Ihre Mutter antwortete, dass der Schulabschluss ihrer Schwester zelebriert würde. Es war ein grosser Schlag für Raha, als sie im Verlaufe des Tages gegen ihren Willen verheiratet wurde. Noch heute empfindet sie es als das einschneidendste und schwierigste Erlebnis ihres ganzen Lebens. 

Gleich nach der Heirat brach Raha die Schule ab, die sie bisher regelmässig besuchte. Schon bald war sie schwanger und mit 15 Jahren gebar sie ihr erstes Kind, das leider bereits 24 Stunden nach der Geburt verstarb.

Bildung - allen Widerständen zum Trotz
Raha nahm ihre Schule wieder auf und besuchte sogar die Sekundarstufe. Ihr Mann erwies sich als ein verständiger und liebender Ehemann der grosses Verständnis für die eigenwillige Raha zeigte. Er gewährte ihr z.B., dass sie mit ihren Freundinnen Korbball spielte. Insgesamt gebar Raha 14 Kinder: 5 Kinder starben, 6 Jungen und 3 Mädchen überlebten. Obschon sie fast jedes Jahr ein Kind gebar, schloss sie die Sekundarschule ab und besuchte eine weiterführende Schule. Dank dieser Ausbildung konnte sie im Gesundheitsministerium arbeiten.

Für Raha ist klar, dass das erfolgreichste Projekt in ihrem Leben ihre Familie ist. Ihre Söhne und Töchter sind nun alle erwachsen. Insgesamt konnten 5 von ihren Kindern an einer Uni studieren. Das erfüllt Raha mit Dankbarkeit und Genugtuung. In einer Region, in der eine gute Ausbildung eine Rarität ist, ist die Geschichte von Raha’s Familie eine grosse Ausnahme.

Einsatz für andere Mütter
Raha hat sich neben ihrer Familie immer wieder stark für das Wohl von Frauen in ihrer Heimatstadt Filtu, im Süden Äthiopiens, eingesetzt. Seit einigen Jahren engagiert sie sich dafür, dass möglichst alle Frauen ihre Kinder in einem Gesundheitszentrum oder im Spital zur Welt bringen. Sie ist sich zwar der vielen Barrieren bewusst, doch zusammen mit anderen Aktivistinnen setzt sie sich mit voller Kraft dafür ein. 

aufgezeichnet von Gerhard Bärtschi

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